Dr. med. Rüdiger Schug
Als gynäkologischer Endokrinologe und Reproduktionsmediziner mit universitärer Ausbildung an der Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz biete ich alle Möglichkeiten der Abklärung und Behandlung von Hormonstörungen, Zyklusstörungen, Wechseljahrbeschwerden, Ausbleiben der Regelblutung, Hormonungleichgewicht wie ein Zuviel an männlichen Hormonen, hormonell bedingtes Über- oder Untergewicht (z.B. beim PCO- Syndrom), uvm.
Ein besonderes Gebiet stellt die Psychoendokrinologie in Zusammenhang mit meiner Ausbildung in der psychosomatischen Grundversorgung dar.
Dr. med. Philipp Bornebusch
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe
Psychosomatische Grundversorgung
Fachgebundene Genetische Beratung
Mitglied in der Deutschen Menopause Gesellschaft e.V.
Kontrazeption (Verhütung) in Hochrisikosituationen und/oder bei speziellen Grunderkrankungen
Ob bei zugrunde liegender Hormonstörung, Gerinnungsstörung oder auch systemischen Erkrankungen wie Autoimmunerkrankungen, Z.n. Krebserkrankungen etc. berate ich Sie gerne, um eine für Sie optimale Form der Verhütung zu finden.
Zyklusunregelmäßigkeiten, ein zu langer / zu kurzer Zyklus oder gar keine Blutung mehr…
Ein regelmäßiger Zyklus ohne Einnahme hormoneller Kontrazeptiva gibt Aussage über den Gesundheitszustand des hormonellen Systems. Die Hormone haben jedoch Wechselwirkung zu vielen Körperfunktionen und Organen, sodass ein unregelmäßiger Zyklus mit zeitnahen, aber auch mit in der Zukunft liegenden, schwerwiegenden Problemen einhergehen kann.
Ein unregelmäßiger Zyklus sollte immer abgeklärt und ggf. therapiert werden. Auf jeden Fall ist die Aufdeckung der vorliegenden Hormonstörung essenziell, um prophylaktische Maßnahmen zu ergreifen, die die Gesundheit erhalten helfen.
Zu starke Blutungen, zu häufige Blutungen
Bei Blutungsstörungen im Sinne einer zu starken, zu häufigen Blutung oder bei nicht mehr vorhersehbaren Zyklen können die Ursachen organisch oder hormonell bedingt sein. Auch Kombinationen sind häufig.
Nicht nur über Hormonbestimmung aus dem Blut und/oder hormonelle Funktionstests, sondern auch mit modernster Ultraschalltechnik und operativen Verfahren stehen Ihnen bei uns sämtliche Methoden zur Abklärung zur Verfügung.
Organische Ursachen:
- Myome (Muskelknoten)
- Adenomyose (Endometriose in der Muskulatur der Gebärmutter)
- Entzündungen
- Schleimhautveränderungen (gut- oder bösartig) wie Polypen, Hyperplasien mit oder ohne Atypien der Zellen
Funktionelle Ursachen:
- Follikelreifungsstörung
- Perimenopause
- Östrogendominanz
- Schilddrüsenstörungen
- Störungen im hormonellen Regelkreis uvm.
Die gezielte Diagnostik und Therapie richtet sich nach der Lebensphase der Frau und ihrer individuellen Lebenssituation wie Kinderwunsch, Verhütungsbedarf etc. Neben ausführlicher Anamnese und Blutuntersuchungen ist der Ultraschall ein essenzieller Bestandteil in der Diagnostik.
Ein Zuviel an männlichen Hormonen
Unreinheiten der Haut sowie ein männlich wirkender Behaarungstyp können klinische Hinweise sein auf eine Dominanz der männlichen Hormone. Die zwei wichtigsten Differentialdiagnosen sind das polyzystische Ovar-Syndrom, kurz PCOS, und das nicht klassische Adrenogenitale Syndrom, auch „late-onset AGS“ genannt. Aber auch hormonproduzierende Tumore können als Ursachen gefunden werden.
Wissen zum polyzystischen Ovar-Syndrom (PCOS) für Sie
Das PCOS ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen der Frau. Schätzungsweise 4% aller Frauen im geschlechtsreifen Alter leiden daran.
Klinisch fallen den betroffenen Frauen eine zu seltene Blutung oder gar das Ausbleiben der Blutung (Oligo- oder Amenorrhoe), eine Zunahme an Körperbehaarung (Hirsutismus) oder ein dünner werdendes Haupthaar (Androgeneffluvium), Hautunreinheiten und/oder psychische Beschwerden sowie Kinderwunschprobleme bis hin zur Unfruchtbarkeit auf.
Die Vorstellung aufgrund dieser Beschwerden geschieht daher häufig bis zum frühen Erwachsenenalter. Die oben genannten klinischen Erscheinungen sind jedoch nur die direkt spürbaren Folgen dieser Stoffwechsel-/Hormonstörung. Viel gravierender sind die Langzeitfolgen. Diese gilt es zu verhindern. Um dies zu gewährleisten, gehört die Detektion der Risikofaktoren genauso dazu wie eine angepasste weiterführende Diagnostik.
Das Risiko für die Entwicklung eines Bluthochdrucks zwischen dem 45. und 54. Lebensjahr ist bei Frauen mit einem PCOS doppelt so hoch wie bei Gleichaltrigen ohne ein solches.
Allgemein liegt das Risiko für die Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen deutlich höher.
Bluthochdruck
Dyslipidämie (fehlerhafte Zusammensetzung der Blutfette)
Übergewicht
Diabetes
zusammengefasst auch das „metabolische Syndrom“ genannt, ist eine typische Langzeitfolge.
Weiterhin führen diese metabolischen Entgleisungen auch zu einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten.
Im British Medical Journal wurde eine Studie vorgestellt, die eine deutliche Zunahme der Sterblichkeit vor dem 70. Lebensjahr verzeichnet bei Frauen mit unregelmäßigen Zyklen. Häufig durch Herz-Kreislauferkrankungen oder Karzinomerkrankungen, bei ¾ der Patientinnen im Zusammenhang mit Adipositas, schlechten Blutfetten und Diabetes.
Diese negativen Folgen sollten dringend vermieden werden. Der beste Zeitpunkt, damit zu beginnen, liegt in jungen Jahren.
Von 100 Frauen mit einem PCOS sind 50 übergewichtig.
Ursachen für die Entstehung eines PCOS:
Die Genese dieser Erkrankung ist im Genauen nicht bekannt. Eine Erbkomponente scheint vorzuliegen. Diskutiert wird auch eine intrauterine Fehlprogrammierung. So kommt es bei Kindern von übergewichtigen/diabetischen Müttern schon im Mutterleib zu einer Fehlprogrammierung des Kohlenhydratstoffwechsels. Das Risiko dieser Kinder für Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und Bluthochdruck sowie Übergewicht ist zeitlebens erhöht.
Diagnostik eines PCO-Syndroms
Neben einer ausführlichen Anamnese gehören das klinische Erscheinungsbild ebenso wie die Laboruntersuchung und der transvaginale Ultraschall zur Basisdiagnostik.
Andere Hormonstörungen sollten ausgeschlossen werden:
- Adrenogenitales Syndrom
- Fragiles X-Chromosom
- Hyperprolaktinämie
- Schilddrüsenerkrankungen
- Frühzeitige Eierstockerschöpfung (POI)
- und andere Erkrankungen
Es ist von Vorteil, den Hormonstatus am 4.-5. Zyklustag zu bestimmen.
Zur Diagnosesicherung werden die sogenannten „Rotterdam Kriterien“ herangezogen. Sie definieren seit 2003 das Krankheitsbild.
Warum kommt es zu den ganzen Folgen beim PCO-Syndrom?
Das klinische Erscheinungsbild mit Zyklusstörung, unreiner Haut und Zunahme des männlichen Behaarungstyps entsteht meist durch ein Zuviel an männlichen Hormonen.
Hierbei reichen nicht nur erhöhte Werte im Blut, sondern auch schon das reine Erscheinungsbild aus, eine solche Hyperandrogenämie zu diagnostizieren.
Diese wird häufig hervorgerufen durch eine sogenannte Insulinresistenz. Eine solche kann dem Diabetes oder dem gesamten metabolischen Syndrom mit Übergewicht und Bluthochdruck schon viele Jahre vorausgehen.
Die Körperzellen, die nach Nahrungsaufnahme den Zucker wieder aus dem Blut herausfiltern und somit den Blutzuckerspiegel senken, benötigen hier extrem hohe Dosen an Insulin, welches von der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Dieses vermehrte Insulin entfaltet aber auch seine Wirkung am Eierstock und führt dort zu einer erhöhten Produktion an männlichen Hormonen.
Hierdurch kommt es zu Hyperandrogenämie und Zyklusstörungen.
Wenn die Körperzellen im Laufe des Lebens immer weniger sensibel auf Insulin reagieren, muss die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin produzieren, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten.
Weitere Folgen dieser Hyperinsulinämie:
- Gewichtszunahme
- Heißhungerattacken
- Entzündliches Milieu
- Abwehrschwäche etc.
Kann nicht mehr ausreichend Insulin produziert werden, entsteht Diabetes mit den daraus resultierenden Organschäden.
Bei Patientinnen mit Übergewicht und klinischen Symptomen sollte ein Test auf eine Insulinresistenz durchgeführt werden.
Generell empfiehlt sich eine Wiederholung bei unauffälligem Testergebnis alle 3 Jahre.
Ist die Diagnose einer Insulinresistenz gestellt, sollte die Therapie mit Antidiabetika medikamentös erfolgen. Eine ausgeprägte Insulinresistenz kann allein durch Ernährung und sportliche Aktivität kaum durchbrochen werden. Unter Metformin-Therapie kommt es häufig zu einer Normalisierung des Köpergewichts und der Hormonsituation. Auch tritt bei ca. 50% der Patientinnen wieder ein Zyklus ein und eine Schwangerschaft kann spontan erfolgen.
In nicht seltenen Fällen ist die Insulinresistenz chronisch und eine dauerhafte Therapie ist indiziert.
Von vielen betroffenen Frauen hört man: „Egal was ich mache, ich nehme nicht ab. Im Gegenteil, sobald ich nur ein wenig nachlasse mit Diät und Sport, geht mein Gewicht weiter rauf“.
Diese Frauen haben Recht. Patientinnen mit Insulinresistenz können kaum abnehmen trotz aller Anstrengungen.
Bei nicht vorhandenem Kinderwunsch ist eine andere Maßnahme die hormonelle Therapie mit einer geeigneten Pille. Das je nach Ausprägung der Hyperandrogenämie gewählte Pillen-Gelbkörperhormon kann die männlichen Hormone senken und das klinische Erscheinungsbild verbessern.
Eine optimal gewählte Pille senkt auch das Risiko für die Entstehung eines Eierstockkrebses und/oder eines von der Gebärmutterschleimhaut ausgehenden Gebärmutterkrebses (sog. Endometriumkarzinom), da aufgrund der beim PCOS gestörten Follikelreifung das körpereigene Gelbkörperhormon meist zu schwach ist, um die Schleimhaut der Gebärmutter ausreichend umzuwandeln und so zu schützen.
Es können auch beide Therapieformen in Kombination angewandt werden.
Eine Insulinresistenz kann nicht nur bei PCOS, sondern auch bei unerklärlicher Gewichtszunahme unter einer Pille auftreten. Oral zugeführtes Östrogen kann eine latente Insulinresistenz verschlechtern. Dabei muss man nicht auf eine Pille verzichten. Man sollte hierfür die optimale Pille wählen und ggf. eine Insulinresistenz medikamentös behandeln.
Weitere Therapieoptionen:
- Dermatologische Behandlungsoptionen wie Laserung der Haare, topische (lokal angewandte) Medikamente etc.
- Therapieformen bei Kinderwunsch wie Zyklusmonitoring, „Verkehr zum Optimum“, Insemination, immunologische Abklärung, künstliche Befruchtung etc.
Auf eine ausreichende Vitamin-D-Substitution ist zu achten.
Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen, wie eine Unterfunktion, ist erforderlich.
In unserer gynäkologisch-endokrinologischen und reproduktionsmedizinischen Abteilung können wir Sie optimal in allen Lebensphasen begleiten und Ihnen helfen, nicht an einem PCOS und seinen Folgen zu leiden.
Endokrinologische Hilfe bei Übergewicht
Sollten diätetische Maßnahmen und Sport trotz größter Anstrengungen nicht oder kaum zu einer Gewichtsreduktion führen, so sollte eine weitere Abklärung erfolgen. Dies ist v.a. auch dann angeraten, wenn in der Familie Diabetes gehäuft auftritt.
In sehr vielen Fällen findet sich eine Insulinresistenz.
Was eine Insulinresistenz ist, lesen Sie bitte unter der Rubrik „Wissen zum polyzystischen Ovar-Syndrom (PCOS) für Sie“
Die Therapie einer Insulinresistenz hilft nicht nur Gewicht zu verlieren, sondern auch dessen Risiko für Folgeerscheinungen zu minimieren, wie Diabetes, Bluthochdruck und einer Anzahl an Krebserkrankungen.
Haut, Haare und Akne inversa
Haarausfall und/oder unreine Haut können ebenfalls die Folgen einer hormonellen Störung sein. Bei einem Testosteronübergewicht können die Haarfollikel leiden und die Funktion der Talgdrüsen gestört sein.
In manchen Fällen liegt eine Akne inversa vor, die nicht selten unerkannt geblieben ist. Hierbei kommt es zu Entzündungen und zur Bildung von Abszessen im Genital- oder Achselbereich. Die Akne inversa hat nichts mit der klassischen Akne (Akne vulgaris) zu tun.
In Kooperation mit den Dermatologinnen des FAZ entwickeln wir einen gemeinsamen Plan zur Therapie. Auch die in seltenen Fällen erforderliche chirurgische Sanierung kann ambulant oder, bei Bedarf, auch stationär durchgeführt werden.
Neben der Dermatologie prüft die gynäkologische Endokrinologie Einflussfaktoren des Hormonsystems auf die Erkrankung.
Dringend empfohlen ist die Gewichtsreduktion bei Übergewicht sowie das Aufgeben des Rauchens. Lebensstilmodifizierende Maßnahmen sind zur Unterstützung und Heilung essenziell.
Wechseljahre und Übergangszeit (Peri- und Postmenopause)
Die Postmenopause und die Zeit davor, die Perimenopause, sind, hormonell gesehen, ganz besondere Phasen im Leben einer Frau. Im Vergleich zur Menschheitsgeschichte sind sie noch sehr jung. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts lag die Lebenserwartung der Frauen bei etwa 50 Jahren. Aktuell geht diese deutlich über das 80. Lebensjahr hinaus und es ergeben sich somit Probleme und Folgen einer langjährigen Hormonmangelsituation, die vorher so nicht bestanden, da sie nicht erlebt wurden. Auch jetzt noch lässt sich bei manchen Naturvölkern, bei denen die Lebenserwartung bei ca. 40 Jahren liegt, diese Beobachtung machen.
Heute verbringt eine Frau ca. 1/3 ihres Lebens in der Postmenopause.
Ein erheblicher Anteil der Frauen leidet unter den Folgen des Hormonmangels, scheut sich jedoch, eine optimale Therapie mit Hormonen durchzuführen. Immer wieder wird über Angst vor Brustkrebs oder Übergewicht berichtet. Dies zeigt leider, wie wenig über diese Lebensphase und das Wesen der Hormonersatztherapie bei den betroffenen Frauen bekannt ist.
Drastisch sah man solche Folgen bei noch jungen Frauen um die 35 Jahre, die früher aufgrund einer medizinischer Indikation „kastriert“ wurden. Diese sahen dann mit 50 Jahren wie 65-Jährige aus und litten öfter auch an für ihr tatsächliches Alter untypischen Folgeerkrankungen (Bluthochdruck, Übergewicht, Osteoporose etc.).
Lassen Sie uns zuerst den weiblichen Zyklus betrachten.
Zyklisch wächst ein Eibläschen im Eierstock der Frau heran. Dies produziert v.a. in der ersten Zyklushälfte Östrogen und nach dem „Eisprung“ dann das Gelbkörperhormon. Des Weiteren produziert es männliche Hormone. Alle diese Hormone werden auch Sexualhormone genannt. Ich finde, diese Bezeichnung wird diesen Hormonen nicht gerecht. Sie kommt daher, dass man diese Hormone zuerst in den Keimdrüsen gefunden hatte. Wirkung haben sie jedoch am ganzen Körper. So benötigt das Zentralnervensystem Progesteron um die Verbindung zwischen den Neuronen herstellen zu können, Lunge und Herz haben Hormonrezeptoren, der Knochen etc. etc. Diese Vielschichtigkeit erklärt auch die Mannigfaltigkeit der Beschwerden bei einem Hormonmangel.
Die Gebärmutterschleimhaut wird durch Östrogen aufgebaut und durch das Gelbkörperhormon so umgewandelt, dass sie eine Einnistung und eine Schwangerschaft ermöglichen und bei einer nicht eingetretenen Schwangerschaft komplett abbluten kann.
Kommt eine Frau in die Perimenopause, so lässt zuerst das Gelbkörperhormon nach. Die Reifung des Eibläschens wird schlechter. Zyklen werden kürzer und/ oder unregelmäßig, Blutungen können zu häufig oder zu stark sein. Solche Zyklusunregelmäßigkeiten können ein Risiko zur Entstehung von Krebs der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumkarzinom) darstellen, da die schützende Wirkung eines ausreichenden Gelbkörperhormonspiegels fehlt. Das Endometriumkarzinom ist die vierthäufigste Krebserkrankung der Frau. Das Risiko steigt bei Übergewicht stark an. Studien haben gezeigt, dass z.B. die Einnahme einer Pille oder einer Hormonersatztherapie das Risiko hier deutlich senken kann. Bei übergewichtigen Frauen in der Perimenopause wird bei Blutungsstörungen gerne eine Hormonspirale empfohlen.
- Blutungskontrolle
- Reduktion der Unterbauchschmerzen
- Transdermale Östrogensubstitution bei Mangelerscheinung ist einfacher möglich
- Schutz der Gebärmutterschleimhaut vor Krebsentstehung.
Eine Hormonspirale kann das Risiko für ein Endometriumkarzinom bei zu starken Blutungen bis zu 50% senken, v.a. bei gleichzeitigem Vorliegen eines Übergewichts. Sie gleicht den Progesteronmangel direkt vor Ort aus, ohne im Blut messbare Spiegel zu erreichen.
Neben dem Risiko für bösartige Erkrankungen an Eierstöcken und Gebärmutter sowie Blutungs- und Zyklusstörungen kann ein Progesteronmangel auch zentralnervöse Beschwerden machen. Reizbarkeit, zunehmende Ängstlichkeit, Abnahme der Vitalität, Schlafstörungen, innere Unruhe, Hitzewallungen und Schweißausbrüche etc.
Die Hitzewallungen kommen bei postmenopausalen Beschwerden am meisten zur Sprache. Sie sind aber nur eine der spürbaren Folgen eines Hormonmangels.
Weitere spürbare Folgen, die oft nicht dem Hormonmangel zugesprochen werden, sind Muskel- oder Gelenkschmerzen, da Östrogenmangel für einen Muskelabbau sorgt, der auch häufig mit Kraftverlust verbunden ist.
Ein Verlust an Muskulatur verschiebt jedoch auch das Gleichgewicht hin zum Fettgehalt des Körpers. Eine Frau hat einen durchschnittlich größeren Anteil an Fettgewebe als ein Mann. Dies ist auch der Grund, warum Frauen häufiger frieren als Männer. Fettgewebe ist aber auch das hormonaktivste Gewebe im Körper. Hier werden neben Östrogen auch andere Hormone in hoher Anzahl produziert. Dieser Muskelabbau zusätzlich zu der Verschiebung der Hormonproduktion in den Wechseljahren hat negative Folgen für den Kohlenhydrat-Fett-Stoffwechsel. Das Risiko für Diabetes steigt.
Muskulatur besitzt die Fähigkeit, unter Arbeit unabhängig von Insulin Zucker aus dem Blut zu befördern. Dies ist ein Grund, warum sportliche Aktivität der Entstehung eines Diabetes entgegenwirken kann.
In der Postmenopause wird das „gute“ braune Speicherfett reduziert und das „schlechte“ weiße Bauchfett nimmt zu. Der Bauchumfang korreliert direkt mit dem Risiko für einen Herzinfarkt und/oder Bluthochdruck.
Bis zum Eintritt der Wechseljahre ist die Frau gegenüber dem Mann durch ihr Östrogen vor Schlaganfall, Herzinfarkt oder anderen Arteriosklerosefolgen relativ geschützt. Dieser Vorteil verliert sich ab ca. dem 50. Lebensjahr.
Ein wichtiges Produkt des Östrogenstoffwechsels ist das 17ß-Estradiol. Es hat eine stark blutdrucksenkende Wirkung durch Weitstellung der Gefäße und kommt nur bei der Frau vor – auch wenn Männer ebenfalls Östrogen produzieren.
Des Weiteren besitzen die Eierstöcke der Frau Enzyme, die herzschützend wirken (angiotensin converting enzyme).
Auch die Zusammensetzung der Blutfette, LDL- und Cholesterinspiegel sind östrogenabhängig. Deshalb steigt postmenopausal das Risiko für eine Dyslipidämie mit einem Zuviel an schlechtem Cholesterin und/oder einem Anstieg der Blutfette, wie den Triglyceriden.
Somit erklären viele Frauen, nach Einsetzen der Hitzewallungen habe sich ein Bluthochdruck entwickelt und die Blutfette stimmten auch nicht mehr so ganz. Nimmt man diese Risikofaktoren zusammen, entsteht ein Hochrisikoprofil nicht nur für Herz-Kreislauferkrankungen, sondern auch für viele bösartige Erkrankungen.
Noch ein paar Worte zur Knochengesundheit.
Das Risiko für Osteoporose steigt in den Wechseljahren massiv an. Ein Grund hierfür ist der Östrogenmangel, jedoch nicht der einzige. Das von der Hirnanhangsdrüse ausgeschüttete Follikelstimulierende Hormon (FSH) versucht, den erloschenen Eierstock zu neuem Leben zu erwecken. Dies gelingt nicht. Aber das Zuviel an FSH stimuliert direkt die knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten).
Eine Hormonersatztherapie kann das Risiko für Schenkelhalsfrakturen im Alter bis zu 50% senken.
Sollte ich eine Hormonersatztherapie durchführen?
Viele Frauen entscheiden sich gegen eine Hormonersatztherapie aus Angst vor Brustkrebs.
Aktuell gilt zu bemerken, dass durch eine kombinierte Hormonersatztherapie (Östrogen und Gelbkörperhormon) nach Abklärung der individuellen Risikofaktoren das Brustkrebsrisiko abhängig vom verwendeten Gestagen nach 5 Jahren ansteigen könnte. Eine Östrogenmonotherapie (nur möglich bei nicht mehr vorhandener Gebärmutter) kann das Brustkrebsrisiko womöglich sogar senken.
Wichtig in der gesamten Risikobetrachtung ist, dass bei vorhandenem Übergewicht das durch eine Hormontherapie möglicherweise erhöhte Brustkrebsrisiko zu vernachlässigen ist. Denn:
Übergewicht ist ein signifikantes Risiko für Brustkrebs.
Folgen eines Hormonmangels:
- Rückbildung der Genitalorgane (Schamlippen)
- Scheidentrockenheit
- Zunahme sämtlicher Inkontinenzformen, Abbau der Muskulatur von Beckenboden und Blase
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- und vieles mehr
Verschiedene Formen der Hormonersatztherapie und Alternativen sowie begleitende Maßnahmen
Bei noch vorhandener Gebärmutter oder Gebärmutterhals (Z.n. suprazervikaler Hysterektomie) muss zum Östrogen zusätzlich ein Gelbkörperhormon (Gestagen) zugeführt werden.
Die Applikation des Östrogens erfolgt meist über die Haut als Gel, Spray oder Pflaster. Über die Haut zugeführtes Östrogen kann das Risiko für einen Diabetes reduzieren. Oral eingenommen würde es das Risiko erhöhen. Auch andere Risiken wie Thrombose etc. lassen sich durch die Gabe über die Haut reduzieren.
Östrogen wird täglich in einer angepassten Dosis appliziert, das Gestagen kann zyklisch oder kontinuierlich oral oder vaginal eingenommen werden.
Alternativ zur Gestageneinnahme kann eine Hormonspirale gelegt werden.
Möchte man zentralnervöse Erscheinungen beeinflussen, so sollte das Gestagen täglich oral eingenommen werden.
Ist die Gebärmutter entfernt, so reicht die transdermale Applikation von Östrogen, man benötigt in der Regel kein Gelbkörperhormon.
Eine rein orale Form der Hormonersatztherapie ist möglich, jedoch in den Wechseljahren aufgrund des Risikoprofils für gewöhnlich nicht die ideale Form. Bei jungen Patientinnen, die z.B. einen genetischen Grund für eine vorzeitige Erschöpfung der Hormonproduktion haben, kann diese erwogen werden, um eine optimale Ausbildung des Uterus zu unterstützen und einer Rückbildung der Gebärmutterschleimhaut entgegenzuwirken.
Für eine optimale Wirkung auf alle Körpergewebe werden v.a. sogenannte bioidentische Hormone eingesetzt (Estradiol und Progesteron). Diese werden zu wirksamen Metaboliten verstoffwechselt mit weiteren positiven Partialwirkungen.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Bioidentisch bedeutet nicht pflanzlich.
Alternativen zur Hormonersatztherapie
Es ist allgemein zu sagen, dass sogenannte Phytoöstrogene hormonähnliche Wirkungen entfalten. Diese können auch zu einer gewissen Linderung beitragen. Meist helfen sie ganz gut zu Beginn der Wechseljahre. Aber Vorsicht! Auch pflanzliche Östrogene haben Wirkungen und Nebenwirkungen. Ihre Kontrolle, da nicht messbar, ist meist schwieriger. Auch beinhalten sie keine Gelbkörperanteile.
In Studien wird von einem möglichen Nutzen ausgegangen von:
- Cimicifuga
- Isoflavone incl. phytoöstrogenreiche Ernährung
- Rotklee
- S-Equol
- Genistein
- Rheum rhapontikum
- Johanniskraut
- Akupunktur
In einer Studie mit über 3300 Frauen konnte die deutliche Wirkung auf Hitzewallungen durch eine Hormonersatztherapie gezeigt werden mit einer Reduktion von über 75%. Aber auch in der Plazebogruppe war eine Reduktion von über 50% darstellbar.
Dies erklärt auch den häufigen Griff zu homöopathischen Mitteln. Daran ist nichts einzuwenden, da keine medikamentöse Wirkung erwartet werden kann und somit auch kein direkter Schaden. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass eine ggf. dadurch verspätete, effektive Therapie zu evt. negativen Spät- und Langzeitfolgen führen könnte.
Nicht zu empfehlen ist die rein homöopathische Therapie bei Blutungsstörungen, da hier eine absolute Notwendigkeit einer Wirkung unerlässlich ist, um z.B. Zellveränderungen an der Schleimhaut zu verhindern.
Sport
Sport ist der Hormonersatztherapie zwar signifikant unterlegen, was Hitzewallungen betrifft, jedoch extrem wichtig für den Stoffwechsel, für den Erhalt der Muskulatur und zur Vorbeugung eines Diabetes. Wenn möglich, sollte Sport im Kraft-Ausdauerbereich erfolgen, um dies zu gewährleisten.
Schmunzelnd zu erwähnen ist hier auch, zwei Stunden mit dem Hund spazierenzugehen ist eine gehaltvolle Bewegung und gesund, aber kein Sport.
Ernährung
Richtige und gesunde Ernährung ist ein komplexes Thema, das den Rahmen dieser Homepage sprengen würde. Aber sorgen Sie für reichlich gute Fette (Olivenöl, Avocado, Nüsse). Sie enthalten ungesättigte Fettsäuren und bilden Stoffe, die Entzündungen entgegenwirken. Ernähren Sie sich ballaststoffreich und vermeiden Sie schnell verwertbare Kohlenhydrate und Zuckeraustauschstoffe (außer Stevia oder Birkenzucker). Empfehlenswert ist eine eher mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, Fisch und guten Fetten.
Schreiben Sie sich ein paar Tage auf, was sie essen, wann und wieviel. Es hilft, Ernährungsgewohnheiten zu erkennen und eine Änderung einzuleiten.
Trauen Sie sich, uns auf dieses sehr wichtige Thema anzusprechen.
Transgender
Wir bieten eine heimatnahe und fachlich optimale Betreuung in der hormonellen Versorgung bei geplanten und/oder schon durchlaufenen Therapien bei Geschlechtsinkongruenz.
Zu Beginn müssen individuelle Risiken und vorliegende Erkrankungen evaluiert und in die Therapieplanung integriert werden. Nach der Basisdiagnostik, die den aktuellen Stand anzeigt, kann so eine individuell angepasste Behandlung erfolgen.
Zur Behandlung stehen nicht nur die klassischen hormonellen Präparate zur Verfügung, sondern auch andere Stoffe, die den Körper unterstützen können und helfen, Nebenwirkungen zu minimieren.
Die Therapie ist eine interdisziplinär angelegte Zusammenarbeit mit Psychologen, Psychotherapeuten und Psychiatern.
Varianten der Geschlechtsentwicklung (differences of sex development, DSD)
Hierzu zählen alle angeborenen Abweichungen der weiblichen oder männlichen Entwicklung der Geschlechtsdrüsen und/oder des inneren und äußeren Genitales.
Diese liegen z.B. vor bei numerischen Veränderungen des Chromosomensatzes, wie beim Ullrich-Turner-Syndrom, dem Klinefelter-Syndrom und anderen.
Störungen der Hormonsynthese oder Rezeptorendefekte können beispielsweise dazu führen, dass bei einem männlichen Chromosomensatz ein weiblicher Phänotyp besteht mit inaktiven, im Bauchraum gelegenen männlichen Hoden.
Auch das Fehlen der Vaginal- und Gebärmutteranlage beim Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom gehört zu den DSD. Bei dieser Hemmungsfehlbildung können sich die oben genannten Organe nicht ausbilden. Das Ausbleiben der Menstruation und eine fehlende Scheide sind dann Vorstellungsgründe, die in der Regel schnell zur Diagnose führen. Hier ist die operative Korrektur im Sinne einer Neovagina (neu geschaffene Scheide) möglich.
Anti-Aging-Medizin
Eine individuelle Beratung und Detektion von Risikofaktoren hilft, Gesundheitsrisiken gezielt zu bekämpfen, somit einer schnellen Alterung vorzubeugen und die Lebensqualität zu erhalten.
- Hormonspiegel
- Vitamine und Spurenelemente
- Ernährungsberatung
- Lokale Therapien für Haut, Genitale etc.