Dr. med. Rüdiger Schug
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe
Gynäkologischer Endokrinologe und Reproduktionsmediziner
Belegarzt Abteilung Gynäkologie am Krankenhaus Wegscheid
Oberarzt Krankenhaus Rohrbach (Austria)
Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft für Zervixpathologie und Kolposkopie (AG-CPC)
Mitglied in der Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)
Frau Ursula Kramlich
Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe
Mädchensprechstunde
Psychosomatische Grundversorgung
Fachgebundene Genetische Beratung
Kolposkopiediplom
Telefonnummer zur Vereinbarung eines Termins in unserer Kolposkopie-/Dysplasiesprechstunde bei Dr. med. Rüdiger Schug oder Frau Ursula Kramlich unter:
Tel: 08586 – 975 00 20
E-Mail: praxis@gyn-hauzenberg.de
Praxis für Gynäkologie und Geburtshilfe
Dres. Schug, Engel, Schmid, Fr. Kramlich
Florianstraße 6
94051 Hauzenberg
Telefonische Terminvereinbarung in unserer Dysplasie-/Kolposkopiesprechstunde unter +49 (0) 85 86 – 975 00 20
Was ist eine Kolposkopie-/Dysplasiesprechstunde?
Die Kolposkopiesprechstunde ist eine Spezialsprechstunde für Veränderungen am äußeren Genitale, Scheide und Gebärmutterhals.
Bei dieser Untersuchung werden die oben genannten Organe mit einer speziellen Optik, die eine hochauflösende Vergrößerung liefert, untersucht. Es können hiermit gezielt Veränderungen am Gewebe detektiert und weiter untersucht werden.
Brennen, Jucken oder auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können Anzeichen für Zellveränderungen sein und werden bei uns individuell betreut und auch therapiert.
Auch Warzen (Kondylome) oder andere chronische Hauterkrankungen am Genitale wie Lichen sclerosus / Lichen ruber sowie atopische Ekzeme gehören in eine Spezialsprechstunde. Wir pflegen die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit unseren Dermatologinnen im angrenzenden Facharztzentrum.
Meist führt ein auffälliger Abstrich bei der Krebsvorsorge (Pap-Abstrich) zu einer Vorstellung in unserer Dysplasiesprechstunde, bei dem dann der Gebärmutterhals genau „unter die Lupe“ genommen wird. Eine kleine, schmerzfreie Biopsie am Muttermund kann zur feingeweblichen Untersuchung in gleicher Sitzung leicht erfolgen.
Zellveränderungen am weiblichen Genitale sind wie auch Kondylome in fast allen Fällen mit einer Infektion durch Humane Papillomviren (HPV) assoziiert.
Wie erfolgt die Untersuchung?
Zu Beginn findet ein klärendes Gespräch statt, in dem der Grund für die Vorstellung erläutert wird und z.B. bei HPV-assoziierten Erkrankungen auch der Mechanismus dahinter genau erklärt wird.
Im Rahmen des Erstkontaktes wird eine ausführliche Anamnese erhoben.
Danach erfolgt die Untersuchung analog einer gynäkologischen Untersuchung auf dem gynäkologischen Stuhl. Am Anfang steht die Betrachtung des Bauches und der Leistenregion. Hier wird nach evtl. auffälligen Lymphknoten getastet. Danach erfolgt die Inspektion des äußeren Genitales (Vulva) und mit Untersuchungsspiegeln dann die Untersuchung von Scheide und Muttermund. Mit einem Selbsthaltespekulum, wie Sie es auch von der Krebsvorsorge her kennen, wird der Muttermund eingestellt.
Danach erfolgt die genaue Betrachtung mittels Kolposkop. Es funktioniert wie eine Lupe und hilft, kleinste Veränderungen darzustellen.
Da wir über modernste Technik verfügen, können Sie durch unsere „high-definition Camera“ der Untersuchung mittels Bildschirm visuell selbst folgen. So können wir Ihnen Erklärungen mit dem dazugehörigen Bild demonstrieren.
Der Muttermund wird mit verdünnter Essiglösung und/oder Jod betupft, um ggf. weitere Veränderungen sichtbar zu machen. Dies brennt nicht, ist nicht schmerzhaft.
Bei Auffälligkeiten kann eine kleine Biopsie erfolgen. Je nach Lokalisation/Entnahmeort benötigt man noch nicht einmal eine Betäubung.
Bei welchen Erkrankungen soll ich mich in einer Kolposkopie-/Dysplasiesprechstunde vorstellen?
Der häufigste Grund ist ein auffälliger Pap-Abstrich im Rahmen der Krebsvorsorge, bei unauffälligem Pap-Abstrich auch ein wiederholter Nachweis einer Infektion mit Hochrisiko-HPV-Typen. Es gilt dann herauszufinden, inwieweit sich Zellen am Muttermund schon verändert haben.
Ihre Frauenärztin oder Frauenarzt kann Sie zu uns überweisen. Ein zeitnaher Brief mit späterer Aktualisierung aller Untersuchungsergebnisse sowie eine Therapieempfehlung sind selbstverständlich.
Genitalwarzen sind meist durch Niedrigrisiko-Humane-Papillomviren hervorgerufen, können aber sehr lästig sein und sowohl kosmetisch als auch mechanisch stören. Bei starker Ausprägung sollte auf jeden Fall eine weitere Diagnostik und/oder Therapie erfolgen, da sich dahinter auch Zellveränderungen verstecken können.
Chronische Hautveränderungen an der Vulva oder im Bereich der Scheide werden leider häufig zu lange ignoriert. Auch bei jungen Frauen oder gar Mädchen können Hautveränderungen auf eine Schuppenflechte oder Neurodermitis hinweisen. Auch können allergische Ekzeme bei in der Familie gehäuft auftretenden Allergien ohne eigen bekannte Allergie vorhanden sein. Lästiges Jucken hierdurch kann meist mit der richtigen Therapie leicht behoben werden.
Aber auch chronische Hauterkrankungen wie Lichen sclerosus finden sich in allen Altersklassen. Hier ist eine begleitende Therapie über lange Zeit unerlässlich, da sich in gewissen Fällen auch das Risiko für bösartige Zellveränderungen erhöhen kann.
Eine andere chronische Erkrankung stellt der Lichen ruber dar. Er kann neben der Vulva auch die Scheide etc. befallen und so zu schmerzhaften Verengungen führen. Der Lichen ruber kann auch an ganz anderen Körperstellen auftreten.
Genitalatrophie ist meist ein Ausdruck für einen massiven Östrogenmangel. Das Genitale bildet sich im wahrsten Sinne zurück, es „schrumpft“. Neben Trockenheitsgefühl oder auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr bis hin zur Unfähigkeit, Geschlechtsverkehr zu haben, können eine gesteigerte Infektanfälligkeit, Blasenentzündungen oder auch Zellveränderungen Begleiterscheinungen darstellen. Die klinisch auffällige Genitalatrophie ist eine ernstzunehmende Erkrankung.
Die Liste lässt sich noch weiter fortsetzen. Zu bemerken ist: wenn Sie in irgendeiner Weise Beschwerden haben oder schon längere Zeit an chronischem Juckreiz etc. leiden, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren oder bitten Sie ihre betreuende Frauenärztin/-arzt, Sie bei uns vorbeizuschicken.
Was bedeutet eine Infektion mit Humanen Papillomviren, kurz HPV?
Allgemein muss man wissen, dass eine Vielzahl von HPV-Typen existieren. Ganz grob kann man diese in zwei Gruppen einteilen. Eine Gruppe bildet die Niedrigrisiko-Fraktion. Humane Papillomviren dieser Gruppe verursachen Warzen, aber nur selten Zellveränderungen.
Die Hochrisiko-Fraktion ist jedoch für einen Großteil aller Gebärmutterhalskrebserkrankungen (Zervixkarzinom) ursächlich verantwortlich. In Studien geht man sogar davon aus, dass bei Zervixkarzinomen ohne HPV-Nachweis wohl das Ergebnis als falsch negativ zu werten ist, da man bei genauerer Testung dann ebenfalls HPV gefunden hat.
Das Gute an einer solchen HPV-Infektion ist, dass 80% der Infektionen wieder ausheilen, das Schlechte jedoch, dass bei den anderen 20% sich ein Zervixkarzinom entwickeln kann. Allein in Deutschland bedeutet dies immer noch eine Häufigkeit von über 4000 Neuerkrankungen und ca. 1300 Todesfällen im Jahr.
Nebenbei bemerkt kann das Zervixkarzinom auch sehr junge Patientinnen betreffen.
Durch Länder ohne Krebsfrüherkennung kommt es weltweit im Jahr zu über 500 000 Neuerkrankungen mit einer Sterblichkeit von über 300 000 Frauen (2019, Lancet Global Health).
Bei uns in Deutschland mit der organisierten Krebsfrüherkennung stellt das Zervixkarzinom nicht das größte Problem dar, sondern seine Vorstufen. Diese explodieren in den letzten Jahren förmlich und können auch bei jungen Frauen schon Eingriffe im Bereich des Muttermunds nötig machen. Dadurch kann sich dann in einer später folgenden Schwangerschaft das Risiko für Frühgeburtlichkeit erhöhen.
Leider bietet ein Kondom keinen ausreichenden Schutz vor einer Infektion mit HPV. Man braucht auch nicht unbedingt Geschlechtsverkehr gehabt haben, um sich mit HPV zu infizieren. Das Virus gehört evolutionär zu uns dazu. Männer als Wirte für das Virus haben ab ca. dem 50ten Lebensjahr beinahe zu 100% HPV.
Krebserkrankungen sind nicht nur im Gebärmutterhalsbereich HPV-abhängig, auch Scheiden- und Vulvakarzinome können HPV-getriggert sein. Frauen und Männer können beide durch HPV-Infektionen an Analkarzinomen und Karzinomen des Nasen-Rachenraums erkranken. Das Peniskarzinom beim Mann muss ebenfalls erwähnt werden.
Soll ich mich oder meine Kinder gegen HPV impfen lassen?
Auf jeden Fall, ja bitte!!!
Leider müssen wir häufig bei der Behandlung von jungen Frauen feststellen, dass die Eltern sich gegen eine damals empfohlene Impfung ausgesprochen hatten. Die oben genannten Zahlen und die Erfahrungen aus Ländern wie Australien sprechen jedoch für sich. Australien hatte als eines der ersten Länder die Chance der Impfung erkannt und sie seinen Bewohnern kostenfrei zur Verfügung gestellt. Nicht nur Gebärmutterhalskrebs und seine Vorstufen, auch das Auftreten von Genitalwarzen ist deutlich zurückgegangen, so z.B. bei den unter 21-Jährigen von über 11% auf 0,85%. Das Auftreten des Zervixkarzinom ging bei den über 25-Jährigen bisher um 50% zurück.
Wir empfehlen die Impfung für Jungen und Mädchen ab dem frühest möglichen Zeitpunkt ab 9 Jahren, wenn keine Kontraindikationen vorliegen.
Statistisch gesehen muss man 180 Mädchen impfen, um 1 Karzinom zu vermeiden, aber nur 10 Mädchen, um eine höhergradige Vorstufe zu verhindern, die schon in jungen Jahren eine Operation, die sogenannte Konisation, am Muttermund erforderlich machen kann.
Eine Nachimpfung bisher nicht Geimpfter, die über dem empfohlenen Alter sind, wird in der Regel nicht empfohlen mit einer Ausnahme:
Bei erforderlicher Konisationsoperation sollte vor und nach dem Eingriff geimpft werden. Dies kann das Rezidivrisiko um 50 – 80% senken, ist allerdings meist keine Kassenleistung. Der Impfstoff ist so gut, dass schon nach der ersten Gabe ein hoher Spiegel an Antikörpern anzunehmen ist.
Sind Sie 18 Jahre und älter, nicht geimpft und haben Interesse an einer HPV-Impfung, so wenden Sie sich an uns für eine Impfberatung. Zunehmend erweitern auch viele gesetzliche Krankenkassen das HPV-Impfangebot für ihre erwachsenen Mitglieder.
Müssen Operationen am Gebärmutterhals immer in Narkose durchgeführt werden?
Nein, das müssen sie nicht. Durch modernste Technik können selbst Konisationen in lokaler (örtlicher) Betäubung durchgeführt werden. Auch Gebärmutterspiegelungen, sog. „Office Hysteroskopien“, sind in der Praxis möglich.
Bei Bedarf kann ein Schmerzmittel über die Vene gegeben werden.
Für größere Eingriffe und Eingriffe in Narkose steht Ihnen unsere gynäkologische Abteilung im Krankenhaus Wegscheid zur Verfügung.
Was kann ich selbst tun, um Zellveränderungen am Muttermund entgegenzuwirken?
Lassen Sie sich oder Ihre Kinder gegen HPV impfen. Siehe auch weiter oben unter dem entsprechenden Punkt. Mit den modernen Impfstoffen stehen uns wirksame und sichere Vorsorgemöglichkeiten zur Verfügung.
Neben chronischen HPV-Infektionen ist ein extrem großer Risikofaktor das Rauchen. Nikotin und andere schädliche Gifte, die im Tabakrauch enthalten sind, sorgen für eine verminderte Durchblutung im Bereich des Muttermundes und somit eine deutliche Reduktion des Immunsystems vor Ort. Auch bewirkt die Engstellung der Gefäße durch Nikotin einen Sauerstoffmangel und somit erhöhten oxidativen Stress. Wir sehen häufig bei immer wiederkehrenden höhergradigen Pap-Abstrichen, dass sie sich deutlich nach dem Aufgeben des Rauchens bessern oder gar ganz ausheilen.
Das Immunsystem spielt eine große Rolle. Unterstützen Sie ihren Körper mit guter Ernährung und viel Bewegung an frischer Luft.
Mittlerweile gibt es Präparate, die bei Zellveränderungen bis zu einen gewissen Grad lokal angewandt werden können. So wurde in Studien z.B. für Grünteeextrakt eine Wirkung aufgezeigt.
Schwangerschaft und auffälliger Pap-Abstrich
Ein auffälliger Pap-Abstrich in der Schwangerschaft oder eine schon nachgewiesene, leichte bis milde Zellveränderung muss auch in der Schwangerschaft überwacht werden. Auch hier ist eine Biopsie ab der 16. SSW komplikationslos möglich, wenn sie medizinisch indiziert ist.
Konisation und Frühgeburtsrisiko
„Ich habe schon eine Konisation hinter mir und habe Angst vor einer Frühgeburt, wenn ich mal schwanger werde!“
Leider hat ein nicht unerheblicher Anteil an jungen Frauen mit chronischer HPV-Infektion bereits eine Konisation hinter sich. Das Risiko für eine Schwäche des muskulären Halteapparates steigt von Eingriff zu Eingriff, da immer mehr Muskel des Muttermundes entfernt wird. Dies ist auch ein Grund für die Empfehlung der perioperativen Nachimpfung (vor und nach der Operation) bei bisher Nichtgeimpften. Das Rezidivrisiko sinkt und die Chance auf eine Vermeidung weiterer operativer Eingriffe steigt.
In diesem Fall ist es auch möglich, nur die auffälligen Areale zu entfernen mit kleinen Schlingen. In den USA wird dies seit längerem im Rahmen des „see and treat“ durchgeführt. Dies bedeutet, auffällige Läsionen werden in gleicher Sitzung detektiert und entfernt.
Generell ist es aber auch so, dass eine Konisation unter kolposkopischer Sicht durchgeführt und nur so viel Gewebe wie nötig entfernt werden sollte.